Für die meisten Unternehmer:innen ist das größte Ziel, eine „Self Managing Company“ aufzubauen. Also ein Unternehmen, das von allein läuft. In dem sich das Management operativ einbringen kann – aber nicht muss. Wie Führungskräfte Selbstorganisation im Unternehmen fördern, welche Methoden es gibt und wie Nachteile umgangen werden.
Inhalt dieses Artikels
1. Das Wichtigste in Kürze
- Selbstorganisation bedeutet, dass Teams und Unternehmen sich selbst organisieren, und sich das Management aus dem Alltagsgeschäft weitestgehend herausziehen kann.
- Dafür braucht es ein Team, das maximal eigenverantwortlich arbeitet.
- Führungskräfte müssen dafür die Grundlagen schaffen.
- Optimale Prozesse, klare Rollen, Zielmechanismen, transparente Kommunikation, Organisationstools, priorisierte Aufgaben und Zeit-Management sind nur einige Faktoren, die für den Erfolg elementar sind.
- Mitarbeitende müssen lernen, ihre Arbeit gut zu organisieren und für sich individuell optimale Strukturen zu schaffen.
- Coaching hilft, Selbstorganisation effizient zu begleiten.
2. Selbstorganisation im Unternehmen – was bedeutet das?
Mehr Freiraum im unternehmerischen Alltag. Sich auf die Dinge konzentrieren zu können, die einen wirklich erfüllen. Einfach mal Urlaub, Wochenende, regelmäßig früh Feierabend oder eine spontane Pause machen zu können, ohne, dass keine:r mehr weiß, was zu tun ist.
Die Lösung für all diese Wünsche bietet die so genannte Self Managing Company. Auf Deutsch: Ein Unternehmen, das sich selbst organisiert und damit (fast) von allein läuft. Ein Business, das sich selbst zu mehr Wachstum und Erfolg verhilft, ohne dass die Unternehmensleitung ins Tagesgeschäft involviert sein muss.
Das Business, das jed:er möchte, quasi. Das sagt jedenfalls meine Erfahrung, wenn ich Self-Managing Companies in meinen Beratungen thematisiere. „Wie kommen wir dahin?“, fragen mich dann meine Kundinnen und Kunden. Meine Antwort: „Nur durch dich persönlich.“
Im Mittelpunkt stehst du selbst
Nicht die Größe des Teams oder Unternehmens ist entscheidend, sondern vielmehr WIE das Team geführt wird und welche (agilen) Prozesse im Hintergrund laufen.
Du selbst als Führungsperson stellst die Weichen dafür, dass sich ein herausragendes, produktives Team entwickeln kann, das sich selbst organisiert – und daran Spaß hat.
Definition Selbstorganisation (im Unternehmen)
Der Duden definiert Selbstorganisation mit „Bildung aus sich selbst heraus, ohne von außen wirkende Faktoren“. Und genau diese Definition trifft den Kern und ist quasi das Ziel des ganzen Prozesses: Teams und das gesamte Unternehmen laufen erfolgreich, ohne die stetige Einwirkung von Führungskräften. Der Gipfel wäre, gänzlich weitestgehend unabhängig von äußeren Einwirkungen zu sein. Und auch das ist möglich.
Um dorthin zu kommen, müssen Teams zwangsläufig auch selbst Führungsaufgaben übernehmen, die klassisch gesehen, nur das Management inne hatte.
Oder anders ausgedrückt: Mitarbeiter:innen leiten sich selbst und gegenseitig.
Das funktioniert natürlich nicht einfach so und komplett ohne Führung. Im Gegenteil. Es braucht die richtige Führungsstrategie und ein Growth Mindset, um Teams zu maximal eigenverantwortlichen Arbeiten zu motivieren.
3. Die wichtigsten Führungs-Einstellungen für Unternehmen, die von allein laufen sollen
1. Andere können das besser als ich. Und das ist gut so!
Es gibt wichtige, kluge Strategien, um Teams zu High Performern zu machen. Erfolgsfaktoren, ohne die das unmöglich ist. Und all diese stehen und fallen mit dir als Führungsperson.
Wenn du überfordert bist und nicht an deinen Erfolg glaubst, wird es dein Team auch nicht tun (Stichwort Growth Mindset). Wenn du Visionen, Purpose und strategische Ziele nicht inspiriert und partizipativ kommunizierst und lebst, wissen deine Mitarbeiter:innen nicht, worauf sie hinarbeiten sollen – und warum.
Und wenn du am Ende das Meiste selbst übernimmst, Meetings leitest und kontrollierst, wird dein Team niemals genug Verantwortung übernehmen.
2. Ich bin die Person fürs große Ganze, nicht fürs Detail.
Die Detailarbeit, das Operative, entspricht nicht deinen Stärken. Die Wahrheit ist: Andere können das so viel besser. Und zwar die, die darauf spezialisiert sind. Und das ist gut so.
Wenn also wieder etwas über deinen Tisch läuft, das dich vom Wesentlichen abhält, frage dich: Wessen Aufgabe ist das? Und warum kann es diese Person scheinbar nicht erledigen?
- Stelle die nötigen Tools zur Verfügung,
- stelle Rahmen und Ressourcen,
- bleibe in Kommunikation, zeige, dass niemand allein ist.
Und sonst: Halte dich raus, übe dich im Vertrauen! Denn das ist das Beste, was du tun kannst!
3. Meine Kraft ist am besten investiert in _______!
Deine Aufgabe ist es, dich (wieder) um das Wesentliche zu kümmern, das was du am Anfang mit so viel Herzblut betrieben hast: Die großen Visionen und Ziele, Strategien, die tragenden Deals, das Skalieren, das Kerngeschäft, die Kunst, die Beratung … Also das, was du am besten kannst und deinen Stärken entspricht. Finde heraus, wofür du wirklich brennst! Und fange an, alles andere möglichst zu delegieren.
4. Selbstorganisation im Unternehmen fördern – die besten Methoden
Wenn wir von selbstorganisierten Unternehmen sprechen, kommen wir schnell zu dem griechischen Begriff „Holokratie“, was so viel heißt wie „ganze Herrschaft“. Münzen wir das aufs Unternehmensmodell bedeutet es, dass Teams quasi die Herrschaft innehaben, es flache Hierarchien – vor allem kein Hierarchie-Denken – und kaum Vorgaben von oben gibt.
Tatsächlich ist das auch der Grundpfeiler für Unternehmen, die von allein laufen sollen. Denn: Wenn der Erfolg nur kommt, solange von oben kräftig mitgemischt und kontrolliert wird, können Self-Managing Companies nicht entstehen. Das schließt sich aus!
Der Rahmen für selbst organisierte Teams
Wichtig ist es, dass Teams zunächst die Freiheit bekommen an ihrer Selbstorganisation zu arbeiten. Folgende Rahmenbedingungen, für die das Management sorgen muss, sind dafür nötig:
- Jede:r muss wissen, wo es hingehen soll: Strategische Ziele und agile Jahres- und Quartalsplanungen
- Identifikation mit dem Unternehmen sicherstellen: Starke Vision, Purpose (Sinnhaftigkeit) und Unternehmenswerte, gelebte Kultur
- Nötiger Input/Rahmen: Tools, Weiterbildungen etc.
- Prozesse transparent dokumentieren, Verantwortlichkeiten/Rollen klären
- Großes Vertrauen, Wertschätzung, Sicherheit (emotionale Bindung) fördern: Transparente Kommunikation, Feedback, Team Stand-Ups, positive Fehlerkultur und Umgang mit Teamproblemen, offenes Ohr
Lies auch gern mehr dazu in diesem Artikel über High Performing Teams.
Folgende Methoden fördern die Selbstorganisation
Nachdem die Grundsteine gelegt sind, können Methoden eingesetzt werden, die Selbstorganisation in Teams gezielt fördern – auch im Home-Office übrigens.
Elementar fürs Funktionieren: Alle Mitarbeiter:innen müssen hinter dieser Neuerung stehen und die Methoden anwenden WOLLEN. Dafür muss jede:r die Rolle und Verantwortung bekommen, der er sich gewachsen fühlt. Mitbestimmung ist also das und O.
Diese integrative Vorgehensweise fördert nicht nur das Vertrauen, sondern auch die Eigeninitiative, die Lust darauf, etwas zu bewegen, weil jede:r seine Stärken und Interessen einsetzen darf. Das schließt Weiterbildungen übrigens nicht aus. Im Gegenteil! Positiver Nebeneffekt: Der Workload der Führungskräfte wird von Anfang an reduziert.
Daily Stand-Ups (max. 15 Minuten) einführen und (lange) Meetings zu 80 Prozent kürzen!
Jede:r im Team berichtet morgens kurz über den Stand der Dinge, die anstehenden Aufgaben, zeigt ggf. Probleme/Herausforderungen auf und gibt diese in die Runde.
Übrigens: Führungskräfte und Leitung können, müssen aber nicht an solchen Meetings teilnehmen. Weniger ist mehr! Du willst ja schließlich mehr Zeit bekommen. Und: Die Führung dieser Meetings sollten sie hingegen auf keinen Fall übernehmen und sich mit jeglichem, vor allem ungefragten, Input zurückhalten.
Objectives und Key Results einführen (OKR)
Ein transparenter und kontinuierlicher Ziel-Austausch ist unglaublich wichtig, damit Unternehmen auch ohne das ständige Eingreifen der Unternehmensleitung stark wachsen und erfolgreich werden. Die OKR-Methode – oder zumindest eine Orientierung daran – ist dafür wie gemacht.
Mehr lesen: OKR Methode – so nutzt du Googles Erfolgsrezept
Organisationstools nutzen
Eine gute Organisation von Aufgaben und Prozessen ist enorm wichtig, nicht nur bei selbstorganisierten Unternehmen. Der Überblick muss gegeben sein, sonst droht Chaos. Zum Glück gibt es tolle Tools, die Struktur auf einfache Art und Weise ermöglichen. Doch Vorsicht: Auch hier ist weniger mehr! Lieber nur ein Tool nutzen. Für komplexe Projekte und Prozesse empfehle ich Asana. Für kleinere Unternehmen reicht Trello. Hier stelle ich meine Favoriten vor.
Individuelles Zeitmanagement „schulen“
Jede:r Mitarbeiter:in muss lernen, die eigene Zeit gut einzuteilen, Aufgaben zu priorisieren und zu delegieren. Sie dazu zu befähigen, auch dafür sind Führungskräfte zuständig. Und gehen mit gutem Beispiel voran. Um nur einige Methoden zu nennen:
- Pareto Prinzip: Schon 20 Prozent der Aufgaben führen zu 80 Prozent der Ergebnisse. Also: Was ist das wichtigste To Do heute, das alles ins Rollen bringt?
- ABC-Analyse: Kümmere dich nur noch um die wichtigsten Projekte und Kundinnen/Kunden. Identifiziere diese! Was zahlt am meisten auf eure Ziele ein?
- Thementage und Fokus-Zeiten: Jede:r sollte sich Thementage und tägliche Fokuszeiten im Kalender blocken dürfen, in denen er bzw. sie ungestört die wichtigsten Aufgaben bearbeiten kann. Und ich spreche hier nicht von 30 Minuten, sondern eher von 2 plus X Stunden. Pro Tag.
- Alpen-Methode: Mitarbeiter:innen sollten ihren Tag so planen, wie es für sie am besten ist. Pufferzeiten inklusive.
- Individuell optimale Arbeitsumgebung ausloten: Wann können Mitarbeitende wo am besten arbeiten? Kreativ-Sessions lieber im Café? Text schreiben direkt morgens um 7, zuhause? Oder am Abend? Auch diese Wahl-Freiheit gehört zur erfolgreichen Selbstorganisation.
Weitere erfolgserprobte Methoden findest du in meinem Zeitmanagement-Tipps-Artikel.
5. Vorteile und Nachteile selbstorganisierter Unternehmen
Sobald Unternehmen wirklich selbst organisiert laufen, gibt es keine Nachteile mehr, wie Chaos, Unterforderungen bzw. Überforderung oder Misserfolg. Das alles würde ich vielmehr als Vorurteile bezeichnen. Verständlich, dass es sie gibt und in vielen Firmen noch allgegenwärtig sind. Wir haben schließlich von Kleinauf gelernt, dass „Kontrolle besser ist als Nachsicht“, oder?
Dabei machen es doch stark erfolgreiche, agile Unternehmen mit flachen Hierarchien vor. Startups zum Beispiel.
Der Weg abseits vom Micromanagement, hin zu Vertrauen birgt natürlich Herausforderungen. Er bedeutet Arbeit, so wie jeder Weg zu einem erfolgreichen Unternehmen. Meiner Erfahrung nach lohnt es sich aber ungemein, diese Schritte zu gehen!
- Du hast mehr Zeit und kannst dich auf deine Kompetenzen besinnen.
- Entscheidungen werden schneller und (auch) von anderen getroffen.
- Prozesse beschleunigen sich.
- Agilität wird sichergestellt, genau wie die Innovationskraft durch Schwarmintelligenz. (Im Gegensatz dazu, dass jegliche Ideen von oben, von einer Person kommen).
- Selbstwert, Motivation, Engagement und Zufriedenheit von allen verbessert sich.
- Produktivität der Teams und des Gesamt-Unternehmens steigen.
6. Fazit: Selbstorganisation braucht Führung
Selbstorganisation will und darf gelernt sein. Ein Unternehmen läuft nicht einfach so von allein, jedenfalls nicht sofort. Dafür braucht es tatsächlich Führung, den richtigen Einsatz von Leitung und Führungskräften, um sich dann langfristig und nachhaltig aus dem Tagesgeschäft herausziehen zu können.
Mitarbeiter:innen und Management müssen lernen, was es heißt, selbstorganisiert zu arbeiten, zu priorisieren und auf die eigenen Stärken und Bedürfnisse zu hören. Wem das gelingt, der hat weniger Stress. Und wieder mehr Freude und Erfolg.
Coaching Selbstorganisation
Gern unterstützen wir dich bei diesem Prozess und den anstehenden Aufgaben. Vereinbare einfach einen kostenlosen Termin mit uns und wir schauen gemeinsam, in welcher Weise wir dir am schnellsten weiterhelfen können.
Wie steht ihr zum Thema Selbstorganisation? Was versperrt euch noch den Weg? Wir freuen uns auf euren Kommentar!
Hi, ich bin Doreen, Erfolgsmentorin und Business Coach für UnternehmerInnen, InhaberInnen und C-Level.
Mein Leben hat mir gezeigt, dass echte Wendepunkte oft unerwartet kommen und uns dazu zwingen, innezuhalten und das Wesentliche zu hinterfragen.
Ein schwerer Unfall führte mich auf eine Reise der Selbstentdeckung und zu einer neuen Vision für mein Business und mein Leben. Meine eigene Transformation hat mir gezeigt, dass es möglich ist, unternehmerischen Erfolg zu haben UND ein erfülltes Leben zu führen – ohne Opfer oder Kompromisse.
Als Unternehmerin, Strategin und Führungskraft in DAX 30 Konzernen wie E.ON und Deutsche Telekom, mit über 25 Jahren Erfahrung, kenne ich die Herausforderungen, denen sich Führungskräfte täglich stellen müssen. Ich habe selbst erlebt, wie man in einem endlosen Kreislauf von Kompromissen gefangen sein kann.
Mit meiner „More Business More Life – Methode“ helfe ich dir, aus dem Überlebensmodus auszubrechen und ein Leben zu führen, in dem Business und Privatleben im Einklang stehen.
Es ist nicht nur möglich, es kann auch dein Weg sein.
Bist du bereit für den nächsten Schritt?
0 Kommentare