Wer Teams erfolgreich führen will, muss einschlägige Qualifikationen mitbringen – fachliche und vor allem soziale. Gerade im Zuge der Pandemie und der Führung auf Distanz. Trotzdem werden notwendige Fähigkeiten immer noch unterschätzt. Welche Kompetenzen eine Führungskraft dringend braucht, und welche Tools beim Stärken-Check helfen, damit der Laden läuft.
Inhalt dieses Artikels
1. Auf einen Blick: Kompetenzen Führungskraft
- Immer noch setzen viele Unternehmen auf Hard Skills bei ihren Führungskräften, und damit auf fachliche Kompetenz.
- Viel wichtiger sind Soft Skills. Das zeigen neuste Studien.
- Ganz oben: Kommunikations- und Veränderungsfähigkeit.
- Oft ist es schwer, in wenigen Gesprächen zu entscheiden, ob die Fähigkeiten zur Mitarbeiterführung reichen – und zu den Anforderungen passen.
- Checks und Tools wie der CliftonStrengths Assessment von Gallup helfen beim Abgleich.
2. Studie: Kompetenzen Führungskräfte 4.0, Digitalisierung & New Normal
Die rasante Digitalisierung, Globalisierung und Pandemie hat einiges verändert. Nicht nur privat, sondern vor allem auch im Berufsleben.
Märkte verändern sich unglaublich schnell. Home-Office ist nicht mehr ein Plus, sondern „the new normal“. Darauf müssen sich Management und Führungskräfte einstellen.
Diese neue, veränderte Situation, vor allem auch der Wechsel aus Präsenz und Distanz, erfordert im Grunde keine ganz neue Kompetenz, eher einen verschobenen Schwerpunkt, der dringend notwendig ist.
Klassische Führungsstile haben (schon lange) ausgedient
Klar ist: Durch stark hierarchisches Denken, lange Entscheidungsprozesse und zu viel Kontrolle kann sich niemand auf dynamische Märkte, schnell wandelnde Kundenbedürfnisse und MitarbeiterInnen zuhause einstellen – oder gekonnt reagieren.
In der Studie „Führung im neuen Normal“ haben das Fraunhofer IAO und die Deutsche Gesellschaft für Personalführung auch das belegt: Sie befragten 300 HR-Verantwortliche, wo nach der Pandemie die Schwerpunkte der Führungsarbeit liegen und welche (neuen) Herausforderungen sich stellen, so Haufe.
Liste: Das sind die wichtigsten Kompetenzen von Führungskräften – Ergebnisse der Studie
- Zunehmende Kommunikationsarbeit (Schwerpunkt)
- Erhöhter Koordinations-, Planungs- und Überprüfungsaufwand
- Leadership-Skills wie Vertrauen und Kommunikation wichtiger als fachliche Expertise
- Führungskräfte eher Entwicklungs- oder Veränderungsbegleiter – Agilität als A und O!
Eine weitere Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen und stellt folgende Kompetenzen von Führungskräften in den Vordergrund, um im Zeitalter der Digitalisierung erfolgreich zu sein:
- Veränderungsfähigkeit (39 Prozent)
- Wertschätzung (33 Prozent)
- Innovationsfähigkeit (30 Prozent)
- Kommunikationsfähigkeit (57 Prozent)
- Netzwerkfähigkeit (26 Prozent)
- Entscheidungsfähigkeit (25 Prozent)
- Transparenzorientierung (31 Prozent)
- Digital-/IT-Kompetenz (28 Prozent)
- Heterarchiefähigkeit (26 Prozent)
3. Die wichtigsten Kompetenzen einer Führungskraft als Liste
In der folgenden Kompetenz-Liste haben wir alle voran gegangenen Studien-Erkenntnisse einfließen lassen und unterscheiden vor allem zwischen fachlicher, persönlicher und sozialer Führungskompetenz. Alles sollte mindestens gleichwertig in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.
Mindestens, weil nach Studien-Ergebnissen Soft Skills wie Vertrauen schaffen, Empathie, Kommunikations-, Begeisterungs- und Anpassungsfähigkeit noch viel entscheidender sind, damit Teams langfristig herausragende Leistungen bringen können.
Denn egal, wie gut ich Inhalte durchblicke und konzeptioniere, wenn ich es als Management nicht schaffe, mein Team dazu zu befähigen, selbst Ziele zu erreichen und Aufgaben gewinnbringend zu lösen, werde ich auf Kurz oder Lang am Wust der To Dos untergehen.
Selbstverantwortung der Teams im Fokus
Deshalb sollte das Führungs-Ziel immer sein: Dass Führungskräfte ihr Team zu hoher Eigenverantwortung motivieren, sie selbst quasi nur noch „die Fäden in der Hand halten“ und sich auf ihre Führungsaufgaben konzentrieren können.
Genau das bringt Unternehmen letztlich am meisten voran, und genau das entlastet Manager und CEOs am Ende enorm – nicht nur organisatorisch, sondern auch mental. Sie wissen, der Laden läuft – und stellen genau das sicher.
Wenn Führungskräfte folgende Fähigkeiten mitbringen, kann das möglich werden
- Starke Persönlichkeit mit Growth Mindset & Agilität
- Zielorientiertes und strategisches Denken und Arbeiten
- Vertrauen schaffen und Mitarbeiter motivieren
- Empathie und Kommunikationsfähigkeit
- Gewissenhaftigkeit und gutes Zeitmanagement (Organisationstalent)
- Entscheidungsfähigkeit
- Fähigkeit zu Delegieren
- Fachliche Qualifikation
1. Starke Persönlichkeit mit Growth Mindset & Agilität als wichtigste Kompetenz einer Führungskraft
Starke Teams brauchen starke Führungskräfte. Das heißt nicht, dass Menschen sich nicht entwickeln können und dürfen. Im Gegenteil! Allerdings sollte eine Führungskraft starke Kompetenzen in diesem Bereich mitbringen.
Dazu zählen unter anderem folgende Kompetenzanforderungen, die ALLE zwingend notwendig sind
- Maximaler Grad an Eigenverantwortung und Selbst-Motivation
- Offenheit gegenüber Neuem, dem Wandel und anderen Persönlichkeiten (Innovationsfähigkeit)
- Bereit, sich schnell anders auszurichten, ohne die Vision aus den Augen zu verlieren – detaillierte Pläne sind nicht mehr das A und O, wenn Schritte sich als nicht optimal erweisen
- Hohe Kritikfähigkeit: Fehler bedeuten Wachstum (bei sich selbst und anderen)
- Erfolg anderer ist Inspiration, nicht Begrenzung
- Talente und Fähigkeiten werden als entwickelbar angesehen: „Ich kann immer an mir arbeiten und über mich hinauswachsen“
All das sind Elemente eines so genannten Growth Mindset, also einer auf Wachstum ausgerichteten Denkweise. Es ist übrigens nie zu spät, (weiter) daran zu arbeiten.
2. Zielorientiertes und strategisches Denken und Arbeiten
Immer das Ziel im Blick, das zeichnet gute Führungskräfte aus. Dadurch fällt es ihnen leichter, zwischen bestimmten Wegen und Alternativen zu wählen, die für die Situation passendste Strategie auszuwählen und sich nicht im Wald der Möglichkeiten zu verlieren. Und auch ihr Team auf dem richtigen Kurs zu halten – ohne jedes kleine Detail zu kontrollieren.
Unabdingbar dafür:
- eine große Vision,
- agile Jahresplanung und
- strategische Ziele.
Und es braucht Führungskräfte, die die grundlegende Richtung des Unternehmens transparent kommunizieren und immer wieder sichtbar machen.
Auch ein hoher Grad an Medienkompetenz und Netzwerken gehört dazu, um die Augen für neue Lösungen offen zu halten und stets dazuzulernen.
3. Vertrauen schaffen und Mitarbeiter motivieren
Teams empowern, das ist eine der größten Aufgaben fürs Management in Zeiten der Digitalisierung. Sie inspirieren, unterstützen und befähigen, und nicht vorgeben, was gemacht werden soll – und vor allem nicht wie.
- Teams sollen allein nachdenken
- und eigene Lösungen entwickeln
Das schließt eben auch mit ein, dass Führungskräfte zwar (unbedingt!) Rahmen und Richtung vorgeben, ihr Team also niemals allein lassen, aber sich aus allem Inhaltlichen möglichst raushalten. „Was schlägst du vor?“, sollte der Leitsatz für gute Mitarbeiterführung sein.
Nur auf diese Weite können Teams agil arbeiten, ihre Stärken einsetzen und zu eigenverantwortlich arbeitenden, High Performern werden.
Sicherheit als A und O
Das meint nicht nur Sicherheit in Form von Geld, sondern vor allem in Form von Vertrauen, wie die Studie des Frauenhofer Instituts zeigt.
- spürbares Vertrauen in die Fähigkeiten der MitarbeiterInnen
- Vertrauen in die Selbstverantwortung der Teams, ihre Ideen und Herangehensweisen
- Vertrauen in den Prozess
Eine emotionale Bindung schaffen durch inspirierende (gemeinsam gewählte!) Ziele, Wertschätzung und Sinnhaftigkeit, so lautet hier wohl die größte Anforderung. Doch die Wichtigkeit dahinter wird von vielen Führungskräften noch immer unterschätzt. Das zeigen auch die jährlichen Ergebnisse der Gallup-Studie:
Und wie?
In meinen Beratungsprojekten sehe ich immer wieder, dass viele Manager gar nicht so richtig wissen, wo sie da anfangen sollen und wie sie dahin kommen, ihren Teams psychologische Sicherheit zu schenken. Vor allem, weil ihnen für diese wichtige Führungsaufgaben und ihre Kompetenz noch viel zu wenig Zeit zuerkannt wird.
Eigenschaften wie Freude, Begeisterung und ein sympathisches Auftreten zahlen dabei sicherlich auch auf Vertrauen und Motivation ein.
Aber nicht zuletzt brauchen MitarbeiterInnen vor allem den Raum, um ihre Aufgaben überhaupt eigenverantwortlich meistern zu können.
Manager werden zu Entwicklungsbegleiter von Mitarbeitern – und Raumschaffenden
Raum im Sinne von:
- Nötiges Werkzeug, wie Tools und Zugänge
- Notwendiges Rüstzeug wie Weiterbildung, Teams/Unterstützung
- Ausreichend Zeit für (möglichst selbst gewählte/mitbestimmte) Verantwortung und Aufgaben
- Ausreichend Freiraum, im Sinne von Gestaltungsspielraum
- Rahmen, Orientierung und Feedbacks
Ihnen das zu geben, dafür sind Führungskräfte verantwortlich. Sie sind Raumschaffer, Entwicklungsbegleiter – nicht nur auf Produktebene, sondern insbesondere bei ihren Mitarbeitern.
Sie müssen diesen Raum unbedingt freihalten. Transparenz ist hierfür das A und O. Kommunikation. Und Loslassen.
Loslassen vom alten Wissensmonopol und Hierarchie-Denken hin zu der Erkenntnis, dass MitarbeiterInnen in ihrem Job besser sein könnten als die Führungskraft selbst – und auch im Optimalfall sein sollten.
Für die heutige Generation der Digital Natives steht Austausch und Wissen teilen häufig an erster Stelle, Netzwerk wird groß geschrieben. Diese Schwarmintelligenz sollten Manager und Teamleads nutzen, fördern und niemals ihre eigene Meinung als festgeschrieben sehen. Im Gegenteil!
4. Empathie und Kommunikationsfähigkeit als einer der wichtigsten Kompetenzen der Führungskraft
Ohne Kommunikation geht nichts, und ohne Einfühlungsvermögen schon gar nicht. Für Situationen, für Konflikte, für Stärken, aber auch für Schwächen. Führungskräfte müssen in der heutigen hybriden Arbeitswelt möglichst individuell auf jeden ihrer Mitarbeiter eingehen können.
- Stärken herauskitzeln und entsprechend fördern
- Teamprobleme nachhaltig lösen
- Wertschätzendes Feedback geben, ohne zu kontrollieren
- Produktivität und Eigenverantwortung ankurbeln, ohne Druck auszuüben
- Immer auf Augenhöhe bleiben, sich selbst als Ideengeber zurücknehmen
5. Entscheidungsfähigkeit, Gewissenhaftigkeit & gutes Zeitmanagement
Vielleicht denkt der Eine oder Andere beim Lesen des Artikels, dass sich Führungskräfte heute vollkommen zurücklehnen sollten, dem Team am besten alles überlassen. Das ist nicht der Fall. Da wären wir beim Laissez-faire Führungsstil. Und das bedeutete in der Vergangenheit häufig vor allem eins, Chaos.
Führungskräfte müssen
- schnell Entscheidungen treffen können, vor allem die großen
- starke Haltungen und Werte verkörpern, um Orientierung zu gewährleisten und authentisch zu handeln (siehe auch Führungsgrundsätze)
- Vorbild sein: auch im Sinne von, gut mit sich, den eigenen Fähigkeiten und der Zeit umzugehen. Nur, wer gut auf sich Acht gibt, die eigenen Bedürfnisse nicht ständig hintergeht, kann produktiv arbeiten – und andere dazu befähigen, ihren leistungsstarken Weg zu finden.
7. Fähigkeit zu Delegieren
Es ist bereits deutlich geworden: Heute wird es wichtiger denn je, Aufgaben abzugeben. Wer alles allein schaffen will, bleibt auf der Strecke und hilft dem Unternehmen und MitarbeiterInnen nicht dabei, zu wachsen.
Für viele ist die richtige Balance zwischen Selbst machen und Abgeben allerdings sehr schwer – dazu kommt das Thema, wie viel Kontrolle ist gut, was ist zu viel?
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8. Fachliche Qualifikation als weniger wichtige Kompetenz für Führungskräfte
Die Anforderungen an die fachliche Expertise ist bei jedem Unternehmen und jeder Position ganz unterschiedlich und sollte natürlich erstmal grundsätzlich passen.
An dieser Stelle spielt auch das Thema Berufserfahrung mit rein. Es ist nie schlecht, wenn die potentielle Führungskraft einige Jahre operativ gearbeitet hat und dadurch Aufgaben und Prozesse leichter verstehen und überblicken kann.
Aber alles ist das nicht.
Häufig setzen Personalabteilung immer noch vorrangig auf Fachwissen. Und ja, die ist wichtig. Aber eben nicht alles. Ungefähr die Hälfte ihrer Zeit sollten Führungskräfte für Operatives aufwänden, der Rest geht aufs Konto der so genannten Soft Sills. Und damit: Führung.
Laut der oben genannten Studie belegt Fachwissen sogar den letzten Platz in der Rangfolge wichtigster Kompetenzen von Führungskräfte, und wird damit immer unwichtiger.
4. Im Check: Passen die Kompetenzen der Führungskraft?
Natürlich kann nicht jeder alles gleich gut. Und wohl keine potentielle Führungskraft bringt all die genannten Kompetenzen in Perfektion mit. Muss sie auch gar nicht. Es kommt darauf an, wie hoch der Grad der Fähigkeiten ausgeprägt ist und was letztlich für das Team, die Stelle und das Unternehmen am besten passt.
Um das herauszufinden, helfen Tools wie der CliftonStrength Assessment von Gallup, den ich seit vielen Jahren nutze und weiter empfehlen kann.
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Was sind bei euch die größten Herausforderungen in Sachen Führung? Welche Führungskompetenz ist in euren Augen wichtiger denn je? Ich freue mich über eure Erfahrungen in den Kommentaren!
Hi, ich bin Doreen, Erfolgsmentorin und Business Coach für UnternehmerInnen, InhaberInnen und C-Level.
Mein Leben hat mir gezeigt, dass echte Wendepunkte oft unerwartet kommen und uns dazu zwingen, innezuhalten und das Wesentliche zu hinterfragen.
Ein schwerer Unfall führte mich auf eine Reise der Selbstentdeckung und zu einer neuen Vision für mein Business und mein Leben. Meine eigene Transformation hat mir gezeigt, dass es möglich ist, unternehmerischen Erfolg zu haben UND ein erfülltes Leben zu führen – ohne Opfer oder Kompromisse.
Als Unternehmerin, Strategin und Führungskraft in DAX 30 Konzernen wie E.ON und Deutsche Telekom, mit über 25 Jahren Erfahrung, kenne ich die Herausforderungen, denen sich Führungskräfte täglich stellen müssen. Ich habe selbst erlebt, wie man in einem endlosen Kreislauf von Kompromissen gefangen sein kann.
Mit meiner „More Business More Life – Methode“ helfe ich dir, aus dem Überlebensmodus auszubrechen und ein Leben zu führen, in dem Business und Privatleben im Einklang stehen.
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